Kaffeeversorgung gesichert! Kaffee Lasse

Einige werden es bereits bemerkt haben: Seit Ostern dieses Jahres ist vermehrt ein gelb-rotes Fahrzeug mit der Aufschrift „pelmyra“ auf der Insel zu sehen. Aus diesem Auto schenkt 
KaffeeLasse frisch gerösteten Kaffee an durstige Einheimische und Gäste aus. Der Kaffee, der darin durch die kleine italienische Siebträgermaschine läuft, hat eine besondere Reise hinter sich. Die Reise beginnt in Hamburg, dem Heimathafen des Gaffelschoners „Avontuur“. Von hier aus macht sich der 104 Jahre alte Frachtsegler auf und segelt tausende Seemeilen über die Nordsee und den atlantischen Ozean in die Karibik und wieder zurück. Dabei steuert er Häfen an, die u.a. auf den Malediven, den Antillen, Belize und Mexiko liegen. Hier werden Güter wie Kaffee, Kakao, Rum oder Gewürze geladen und im Schiffsbauch verstaut. Rund 100 Tonnen kann die Avontuur laden, die aus der Blütezeit der Frachtsegler stammt. Diese wurden in der heutigen Zeit längst durch Containerriesen ersetzt, die hunderttausende von Tonnen transportieren können und mit Schweröl oder Marinediesel fahren. Die Avontuur jedoch bestreitet den Großteil ihres Weges mit Windkraft. Im mexikanischen Seehafen Puerto Morelos wurden dieses Jahr u.a. sechs kleine Säcke Kaffee auf das Schiff verladen, die von zwei kleinen Kaffeefarmen aus Veracruz stammen. Ihre Segelreise sollte mehrere Wochen dauern, bis sie schließlich am 19. Juli am Kai 4 im Harburger Hafen einliefen.

Erwartet und empfangen wurde das Schiff von ca. 100 Menschen. Freunde, Bekannte und Enthusiasten versammelten sich, um als Freiwillige gemeinsam die Ladung zu löschen. Dies geschah mit Verzicht auf jedes elektrische Gerät, sodass die über 30 Tonnen umfassende Ladung nur mit Muskelkraft und mechanischer Hebetechnik von Bord des Schiffes und auf Paletten gebracht wurde. Mit dabei auch Lasse, der seine Kaffeesäcke mit Hilfe vieler weiterer Hände an Land brachte. Da die anschließende Einlagerung und Verzollung des Kaffees üblicherweise einige Wochen in Anspruch nehmen, sollte es noch etwas dauern, bis er zur Abholung bereit war.

Am 20. August war es dann so weit: „Team 2″, bestehend aus Pauline, Svante und Lasse, machte sich auf den Weg nach Hamburg. Per Fahrrad sollten die 180 kg Kaffee auch den letzten Teil der Reise klimaschonend nach Pellworm transportiert werden. Für dieses Unterfangen stellten die Inselfahrräder dem Team zwei Lastenräder sowie ein weiteres E-Bike mit Anhänger zur Verfügung (Grüße gehen raus!). Es ergab sich eine Route von 418 km Länge, aufgeteilt in vier Etappen. Die Übernachtungspunkte wurden durch die Website „1NiteTent“ ermöglicht – einer Plattform, auf der Privatpersonen ihren Garten als Übernachtungsmöglichkeit anbieten.

Etappe 1: Pellworm – Elmshorn: Die Fahrrad-Crew machte sich beschwingt auf den Weg, um bald festzustellen, dass der nicht enden wollende Gegenwind zum mehrmaligen Nachladen der Akkus zwang und sich so die Ankunft in Elmshorn bis ca. 22:00 Uhr verzögerte.

Erfahrung 1: Dithmarschen ist nicht flach.

Erfahrung 2: Es gibt erstaunlich viele öffentliche oder private Anbieter von E-Bike-Ladestationen, oder zumindest nette Café- oder Gastrobetreiber, die ihre Steckdosen zur Verfügung stellen.

Etappe 2: Elmshorn – Hamburg – Elmshorn: Die Erfahrung vom letzten Jahr lehrte, dass das Reinfahren nach Hamburg über die nördliche Route keine gute Idee ist. Also wurde eine Route entlang des Elbufers gewählt, die sich aufgrund ihrer Schönheit und Unkompliziertheit sehr empfahl. Durch die Hamburger City über den Billhorner Röhrendamm zum Kaffeelager Schwarze & Consort zu gelangen war dagegen ein eher verstörendes Erlebnis, das zum Glück unbeschadet überstanden wurde.

Erfahrung 1: Immer die Öffnungszeiten des Kaffeelagers checken, bevor man losfährt.

Erfahrung 2: Es gibt glücklicherweise sehr hilfsbereite Menschen, die auch freitagnachmittags trotz Feierabends noch arbeiten.

Etappe 3: Elmshorn – Drage: Entspannte Route entlang schöner Landstraßen, inklusive alter Wälder, Kanalquerung und Rückenwind.

Erfahrung: Griechisches Restaurant in Erfde – lecker und wunderbar gastfreundlich!

Etappe 4: Drage – Pellworm: Gemütliches Ausklingen der Fahrradtour, Feld- und Wiesenwege, Pitstop im Husumer Café. Ein letztes Mal ordentlicher Gegenwind. Heimkehr nach Pellworm, abendliches Abgeben der Fahrräder, Feierabend.

Erfahrung 1: Tote Tante auf der Fähre geht immer.

Erfahrung 2: Home sweet home.

Die lange und ereignisreiche Reise des Kaffees ist hier auf Pellworm nun zu einem Ende gekommen. Die Kaffeeversorgung für nächstes Jahr ist somit gesichert. Wir dürfen gespannt sein auf die Aromen des Erntejahrs 2024.

Lasse Harrsen

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