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Der ehemals adelige Hof Seegarden

Ein Bericht von Karl Friedrich Krohn von 1954

  • Aus der Pelllwormer Inselzeitung Ausgabe März 1978

Wann die Niedere Gerichtsbarkeit aufgehoben wurde, ist nicht ersichtlich. Man kann nur darauf schließen, dass der Landvogt Klinker das Seegaarden-Archiv am 10.09.1836 an den konstitierten Landvogt Dr. Stemann in Husum abgegeben hat, und damit die Aufhebung erfolgt sein dürfte. Die Rechte der „Gutsherrlichen-Niederen Gerichtsbarkeit“ (Patrimonial-Gerichtsbarkeit) wurden erst 1879 in Deutschland aufgehoben.

Mein Urgroßvater mütterlicherseits, Johann Both, kaufte 1862 das frühere adlige Gut Seegaarden mit 133 Demat Grundfläche (66,5 ha) für cirka 14.000 Bankthaler (ca. 42.000 DM). Er trat den Besitz 1863 an. Die in Raa bei Elmshorn, dem Herkunftsort meines Urgroßvaters, auf seinem dortigen Besitz stehende Scheune wurde in Raa abgebrochen. Das gesamte Material wurde nach hier gebracht und wieder als Anbau zu den stehenden, vorhandenen Gebäuden aufgebaut, wodurch das Gebäude die Hufeisenform erhielt. Später ließ mein Großvater, Otto Both, einen Speicher anbauen als Verlängerung des westlichen Flügels. Dieser war im Laufe der Zeit sehr baufällig geworden und stürzte in der Nacht vom 10. zum 11. Februar 1948 bei einem orkan ein. Der jetzige Besitzer Max Both ließ den zusammengebrochenen Speicher ganz abbrechen und benutzte das gewonnene Material zur Renovierung und zum Ausbau der alten Scheune.

Über dem Einfahrtstor der alten aus Raa nach hier gebrachten Scheune war ein alter eichener Balken mit der geschnitzten Inschrift:

„Habe deine Lust an dem Herrn, er wird dir geben, was dein Herz wünscht. Psalm 37,4“. Außerdem die Namen: „Johann Both und Anna Elsabe von Döhren“, das Wort Anno und die Jahreszahl 1819.“

Dieser Inschriftbalken wurde bei einer Verbreiterung und Erhöhung des Scheunentores auf Veranlassung des jetzigen Besitzers entfernt und ist leider nicht mehr aufzufinden und in Verlust geraten.

Mein Urgroßvater und Großvater bauten die Gebäude so aus, wie sie im großen und ganzen noch heute bestehen.

Da aus der Zeit des Gutserwerbs keinerlei Risse und Zeichnungen hier vorhanden sind, kann ein Grundriß nur nach Erzählungen rekonstruiert werden. Eine beim Gut befindlich gewesene Zugbrücke deutet darauf hin, daß Seegaarden ein festes Haus oder eine Burg gewesen ist. Der jetzige Hofgarten wurde von meinem Großvater Otto Both angelegt, nachdem Teile des Burggrabgens zugeschüttet worden sind. Auch die über den Graben führende Zugbrücke an der Südwestsecke wurde erst zu dieser Zeit abgebrochen und durch einen Damm ersetzt, der noch heute die Zufahrt bildet.

Der südliche Flügel des Gesamtgebäudes, heute Wohnflügel, ist wohl der älteste Teil des Hauses und die Stelle der alten Kapelle. Zu vermerken ist, daß die Außenwände eine Stärke von 75 cm teilweise 100 cm haben. Ställe und Scheune haben typisch holsteinischen Charakter. Die Keller des Süd-Flügels sind massiv gewölbt. Nach Erzählungen meiner verstorbenen Großmutter befanden sich früher noch mehrere Gewölbe unter dem alten Bau. Diese hat mein Großvater zuschütten lassen. Es wurden auch Andeutungen darüber gemacht, daß von diesen zugeschütteten Gewölben ein unterirdischer Gang zur Gurde geführt haben soll. Außerdem befinden sich bei den Gebäuden im Südwesten und Nordwesten je ein großer ausgemauerter Brunnen. Der erste steht mi dem sogenannten „Sood“ im Garten in Verbindung, der ein letzter Teil des alten Burggrabens ist.

Bei den alten Gebäuden befand sich aus alter Zeit noch ein Backhaus, in dem auch Schweineställe untergebracht waren. Dies Backhaus wurde von dem jetzigen Besitzer Max Both wegen Baufälligkeit abgebrochen und dafür ein neuer großer Backofen in der Küche des Wohnhauses eingebaut.

Tritt man durch den Eingang in das Haus, so fällt einem die ungewöhnliche Höhe der Räume auf, ebenso die breiten und großen Fenster. Einige schöne und alte Türen aus Eichenholz sind nach ihrer Machart Barockstil und dürften um diese Zeit bereits in dem Hause vorhanden gewesen sein. Jedenfalls waren sie bei der Übernahme des Gutes im Jahre 1863 bereits im Hause.

Ein alter massiver Eichenschrank befindet sich in der Eingangsdiele und dürfte nach der Arbeit aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts stammen. Auch waren noch einige alte Truhen aus dem 17. Jahrhundert vorhanden. Eine eichene Truhe mit Schnitzereien und eingelegter Arbeit und dem Namen „Marx Both“ befindet sich bei meinem Onkel Jens Both bei der Neuen Kirche, sie stamm von meinem Ur-Urgroßvater Marx Both, der 1814 von den Russen in der Schlacht in Raa bei Elmshorn erschlagen wurde.

Im Jahre 1953 wurde bei Erneuerung eines Abflußrohres in der Nordwest-Ecke des Hauses ein irdener Topf gefunden. Dieser stammt aus dem 15. Jahrhundert. Daher kann man auch den Schluß ziehen, daß die Entstehung des Gutes um 1473 erhärtet wird. Der Topf befindet sich bei dem heutigen Besitzer Max Both. Die Angaben über das Alter des Topfes sind vom Direktor des Nissenhauses, Herrn Dr. Wohlenberg bestätigt.

Die jetzige Größe des Hofes beträgt nur noch 74 Demat. Der Besitz ist durch Erbteilung auf diese Fläche herabgegangen, so daß heute nur noch eine mittlere Bauernwirtschaft betrieben wird.

Im Jahre 1953 hat der jetzige Besitzer für drei seiner Kinder drei Siedlungshäuser errichten lassen, die vom Hafen aus auf Seegaarden Grund vor dem eigentlichen Hof am Kirchensteig liegen.

Sonderausgabe „Einen Meter unter dem Meer“

Der 39. Jahrgang der Henri-Nannen-Schule zu Gast auf Pellworm

Die Sonderausgabe „Einen Meter unter dem Meer – Die Henri- Nannen-Schule auf Pellworm“ ist im Druck und kann ab sofort bestellt werden. Im Spätsommer vergangenen Jahres war der 39. Jahrgang der Henri-Nannen-Schule zu Gast auf Pellworm und hat dort seine Abschlussarbeit erstellt. Die Henri-Nannen-Schule ist eine der renommiertesten deutschen Journalistenschule. Die Teilnehmer haben zahlreiche Beiträge über Pellworm erstellt, die nahezu die gesamte Bandbreite des Insellebens darstellen. Für jede Pellwormliebhaberin und jeden -liebhaber ein Muss. Die Sonderausgabe mit 68 Seiten kostet 6€ zzgl. Versandkosten.

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Wo wird der de Pellwormer gelesen?

In Kürze werden wir hier die ersten Ergebnisse der Leserumfrage veröffentlichen. Unter anderem war die Frage aufgetaucht, für wen der Pellwormer eigentlich geschrieben wird bzw. wer den Pellwormer liest. Die Grafik zeigt die Verteilung der Abonnenten und man sieht deutlich, dass von den ca. 1200 Abonnenten gut 4/5 nicht aus Schleswig-Holstein kommen. Was fehlt sind allerdings die Verkäufe im Pellwormer Einzelhandel und in der Schlossbuchhandlung in Husum. Hier gibt es verständlicherweise keine Informationen, ob es sich bei den Käufer:innen um Insulaner:innen oder Gäste vom Festland handelt.

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