Emmy Jensen
Emmy Jensen zum 90. Geburtstag

Emmy Jensen zum Neunzigsten
Auf Pellworm, der grünen Insel,
Da schwingt Emmy ihren Pinsel,
Malt die Wolken, malt das Meer,
Denn den Himmel liebt sie sehr.
Neunzig Jahre wird sie nun,
Hat noch immer viel zu tun,
Malt, erzählt und dichtet gern
Für die Gäste, die von fern
Auf die stille Insel reisen,
Und als „Fleckchen Glück“ sie preisen.
Wie das alles einst begann,
Hört im Folgenden euch an:

Ein Storch flog über Watt und Priel,
Pellworm, das war sein fernes Ziel.
In Oehlerts Bäckerladen klein
Flog heimlich dieser Storch hinein.
Er legte Emmy auf den Tresen,
Da lag es nun, das kleine Wesen,
Es strampelte und rief: „Mama!“
Die lief herbei: „Emmy ist da!“

In Tilli wuchs sie schnell heran
Zu einer schmucken Deern, kiek an!
Konnt singen, malen, und erfreute
Damit im Dorf die andern Leute.
Denn ihre Eltern sagten immer:
„Steh nicht im Weg, geh aus dem Zimmer!“
Sie backten Brot den ganzen Tag,
Bis Emmy still im Bettchen lag.
Da fand ein Brüderchen sich ein,
So war Emmy nicht mehr allein.

Zur Schule sollte sie nun gehen,
Sie lernte schnell, wollte verstehen,
Was für die Größeren gedacht,
Hat bei Geschichte mitgemacht
Und andrem – so fiel der Beschluss,
Dass sie zur Schul aufs Festland muss.
„Dort lernt sie mehr als auf Pellworm,
Ihr Wissensdurst ist ganz enorm!“
Sie weinte bitter auf der Fähre,
Kam nun nach Rendsburg, aber Ehre
Legte sie dort nicht gerade ein,
War unglücklich, wieder allein.

Der Krieg brach aus, die Not war groß,
Es fielen Bomben. „Kinder, los,
Ihr helft, Flüchtlinge zu versorgen!
Schule ist aus, wer denkt an morgen…“
Da tagte der Familienrat,
„Dat geiht so nich!“; beschlossen ward:
Emmy kommt nach Pellworm zurück!
Wie sie sich freute, so ein Glück!
Der Schulbesuch war dort nicht leicht,
Ein Abschluss wurde nicht erreicht.
Das ärgert Emmy noch bis heute,
„Bin nicht so klug wie andre Leute!“.
Doch wissen wir, das ist nicht wahr,
Was Emmy kann, ist wunderbar!

Auf einer Wanderung durchs Watt,
Mit jungen Leuten – man schnackt Platt –,
Durchfuhr es Emmy wie ein Blitz:
„Der Junge neben mir, der Fritz,
Der ist so nett, der wird mein Mann!“
Sie wurden einig, und sodann
Fuhren sie heimlich in die Stadt,
Nach Husum, wo’ s Schmuckläden hat,
Kauften sich Ringe, um sich dann,
Wie sich’s gehört für Frau und Mann,
Schnell zu verloben – doch daheim
Sollten sie künftig Bauern sein.
Ihr Wunsch wars nicht, war eher ein Muss,
Und sorgte anfangs für Verdruss.
Seitdem ist „Jensen“ Emmys Name,
Das Hochzeitsbild zeigt sie als Dame,
Doch kamen ziemlich schwere Zeiten,
Die wollte diesen Zweien bereiten
Das Schicksal, um den Ehebund
Durch Not ganz fest zu schmieden – und
So hielt das Paar durch dünn und dick
Zusammen – echtes Eheglück!

Der Süderkoogshof war ihr Heim
Mit Schwiegereltern, dann zu zweien.
Trotz aller Arbeit, aller Müh´ –
Sie mussten schuften spät und früh –
Fing Emmy neu zu malen an,
Ein jeder staunte: „Was die kann!“
In Aquarell, Öl und Acryl
Malt Emmy heute noch – ihr Stil
Ist zeitlos „in“, und wie bekannt,
Wird „Himmelsmalerin“ sie genannt.
Sie malt die Wolken, malt das Meer,
Und ihr Pellworm liebt sie so sehr,
Dass immer Neues sie entdeckt,
Was ihres Pinsels Freude weckt.

Fritz hat sie immer unterstützt,
Hat ihr geholfen, ihr genützt,
Wo er nur konnte. Und erst heute
Verstehen das die Insel-Leute….
Mit Fritz zusammen war sie so
Fast sechsundsechzig Jahre froh!

Hört, was sie alles sonst noch macht,
Und ihr zunächst manch Spott gebracht:
Die Insel zeigt sie ihren Gästen,
Hält Diavorträge, sie lässt den
Neuzugezogenen nicht allein,
Sie lehrt ihn Plattdeutsch, lädt ihn ein
In die Vereine, wo auch sie
Jahrzehntelang aktiv ist, wie
Beim Singen, Reiten, Tanzen, Skat –
Kurz, Emmy hilft, weiß immer Rat.
Drei Bücher schreibt sie, auf Tournee
Geht sie nun wirklich, in der Näh´
Und Ferne stellt sie Bilder aus.
Auch hat sie ständig volles Haus:
Wenn Dienstags Döntjes sie vertellt,
Dann kommt zu ihr nach Haus die Welt.

Sie wohnt am Junkersmitteldeich,
An Lebensweisheit überreich,
Bescheiden, fröhlich, weitbekannt,
Sogar im Fernsehen oft genannt.
In hohem Alter fängt sie dann
Auch noch als Bildhauerin an,
Formt manches Holz, ohne zu quengeln,
Trotz aller Müh sogar zu Engeln.

Jetzt schaut vom Himmel Fritz herunter
Und wünscht ihr:“Emmy, bleibe munter!
Ich wart auf Dich, genieß Dein Leben!
Du hast so vieles noch zu geben!“
Dem schließen wir uns alle an.
Hoch soll sie leben! Und wenn dann
Zum 90. die Gläser klingen,
Wollen wir alle dankbar singen:
Pellworm und Emmy, es ist dies
Für uns „dat lötje Paradies“!

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Wer das neue Emmy-Jensen-Buch noch nicht hat, kann es weiterhin bei ihr selbst am Junkersmitteldeich 3
kaufen oder sich zusenden lassen – dann bitte eine E-Mail an : ulfmatthiesen@yahoo.de
„Ein kleines Stück vom Paradies“ – Pellworms „Himmelsmalerin“ Emmy Jensen erzählt
(Ulf Matthiesen, Hamburg)

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