Manchmal muss es eben Mumm sein!

Holger Mumm nach 32 Jahren an der Hermann-Neuton-Paulsen-Schule verabschiedet

Der letzte Tag im Schuldienst sollte für Holger Mumm einige Überraschungen mit sich bringen. Die Schüler und Schülerinnen sowie das Kollegium der Hermann-Neuton-Paulsen-Schule hatten sich etwas Besonderes überlegt. Statt wie gewohnt in den Unterricht zu gehen hieß es nun, den Fahrradhelm aufzusetzen, sich ein T-Shirt mit dem bekannten Werbespruch überzuziehen und gemeinsam mit den Schüler:innen der 9. Klasse im Rahmen einer Rallye über Pellworm allerhand, teilweise recht schwierige Rätsel und Aufgaben zu lösen. An verschiedenen Stationen warteten bereits andere Klassen, um gegen Holger und sein Team anzutreten. Die Rallye endete schließlich am Strand am Leuchtturm.

Dorthin hatte sich nahezu die gesamte Schule begeben, um Holger einen gebührenden Abschied zu bereiten.

Holger Mumm stammt aus Nordhastedt in Dithmarschen. Der Wunsch, einmal Lehrer zu werden hatte sich bereits während der Schulzeit herauskristallisiert, auch wenn „Tierfilmer“ für ihn in jungen Jahren ein Herzenswunsch gewesen war. Schon in der Realschule gab es Lehrer, deren Unterricht und Methoden ihn nachhaltig beeindruckten.

Nach Besuch der dortigen Realschule wechselte er auf das Gymnasium nach Heide, wo er sein Abitur ablegte. Es folgte das Lehramtsstudium in den Fächern Englisch und Sport in Kiel. Während des Studiums ging Holger für ein Jahr nach Hemel Hempstead in England. Als „assistant teacher“ war er dort an drei Schulen tätig, lebte in einer kinderreichen Familie. Das Leben dort begeisterte ihn, Pubs mit Live-Musik, Theater, der erste Kontakt mit Yoga, vor allem aber auch das Leben in einer Familie mit vielen Kindern.

An das Studium schloss sich ein zweijähriges Referendariat in Rendsburg an. Eine Zeit, an die sich Holger mit gemischten Gefühlen erinnert, ein nicht immer wertschätzender Umgang mit den angehenden Lehrer:innen, demotivierende Beurteilungen und dazu die Aussicht, in Zeiten eines vermeintlichen Lehrerüberschusses kaum eine feste Anstellung erreichen zu können. Wie für viele seiner Kolleg:innen folgten nur auf ein Jahr begrenzte Anstellungen in Elmshorn und Pinneberg, wobei v.a. die mit über 1500 Schüler:innen recht anonyme Gesamtschule in Elmshorn Holger nicht begeistern konnte. Lediglich auf Pellworm bot sich die Perspektive auf eine langfristige Anstellung. Es waren schwierige Zeiten in der Pellwormer Schule, Lehrer wechselten häufig, blieben oft nur für ein Jahr, Fachlehrer machten in der Regel eher einen großen Bogen um die Insel, so dass die Landesregierung beschlossen hatte, mit dem Angebot, die Anstellungen nach 3 Jahren zu entfristen und nach 5 Jahren in ein Beamtenverhältnis zu überführen, engagierte Lehrkräfte nach Pellworm zu locken. Eine Aussicht, die es Holger und seiner Frau Corinna mit den damals 2 Kinder Johanna und Henrike leicht machte, sich auf den Weg nach Pellworm zu machen.

Auf Pellworm konnte Holger Mumm das umsetzen, was er für einen guten Lehrer für essentiell hält. Schüler zu fördern, einen wertschätzenden Umgang zu motivieren ohne einzuschüchtern und gegenseitigen Respekt zu zeigen, ohne als Lehrer Schüler unter Druck zu setzen oder sogar eine angstvolle Atmosphäre zu verbreiten. In Zeiten, in denen Pellworm Fachlehrer immer fehlten, bedeutete es auch, sich neben den Studienfächern Sport und Englisch auch in anderen Bereichen fit zu machen und diese zu unterrichten. So unterrich- tete er auch die Fächer Erdkunde, Geschichte und Religion zeitweise. Aktivitäten im Sportverein ließen nicht lange auch sich warten. Holger gründete eine Badmintonsparte, engagierte sich beim Kinderturnen und Basketball. 2002 gründete er die Floorballsparte des TSV. Dieses Engagement wurde 2013 mit dem Titel des Bundessiegers beim Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ belohnt. Der überwältigende Empfang auf Pellworm nach Überfahrt mit einer über die Toppen geflaggten Fähre, Löschfahrzeugen der Pellwormer Feuerwehr, deren Spritzbogen die erfolgreichen Sportler:innen durchlaufen mussten, das alles ist in guter Erinnerung geblieben. Selbst auf das Titelbild des de Pellwormer (05/2013 S. 1 – 4) haben die Floorballer:innen es ihrem Trainer Holger Mumm geschafft. Eine Ehre, von der mancher träumt.

Für Klassenfahrten hat Holger Mumm das Paddeln auf der Treene entdeckt. Auch wenn die ersten Probefahrten mit manchen Kenterungen ein rasches Ende nahmen, die mehrtägigen Abschlussfahrten mit Übernachtungen im Zelt werden vielen Schüler:innen in bester Erinnerung geblieben sein.

Neben all der Arbeit und dem Engagement im TSV wuchs die Familie, zu Johanna und Henrike gesellten sich im Laufe der Jahre Kathrine, Michel und Morlin, wohl umsorgt von Corinna und Holger in ihrem Haus am Süderwisch. Inzwischen sind die Kinder in der ganzen Republik bis hin nach Dänemark verstreut, die ersten Enkelkinder freuen sich, dass Opa und Oma nun mehr Zeit für Besuche haben. Seine Familie nennt Holger das große Glück seines Lebens.


Was nun im Ruhestand ansteht? Holger liest sehr gerne und viel, spielt Gitarre und singt dazu, gerne auch etwas rockigere Songs. Als erstes geht es nun für 4 Wochen in die USA, wo Henrikes Schwiegereltern leben. Pellworm wird die Basis bleiben und vielleicht wird ein Camper angeschafft und lädt zu Reisen ein.

Mit Holger Mumm verlässt ein weiterer Mitstreiter der „alten Garde“ die Pellwormer Schule. Mit Helmut Ossowski, Sonja Reetz-Schaak und den leider früh verstorbenen Reinhard Schaak und Carlo Sibbert haben sie mit anderen dazu beitragen, dass Zeiten ständig wechselnder Lehrer ein Ende fanden und die Pellwormer Schule sich zu dem entwickeln konnte, was sie heute darstellt, eine gute Inselschule, die unsere Kinder bestens auf das Leben vorbereitet.

Holger tritt nun nach fast 32 Jahren erfolgreicher Tätigkeit als Lehrer auf Pellworm seinen Ruhestand an und wie es an seinem letzten Arbeitstag in der Schule hieß: „Manchmal muss es eben Mumm sein!“

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